Spielberichte 2003


SMM 1-03: Fehlstart für den Schachclub Rheintal

Sechs Wochen nach der Schweizerischen Gruppenmeisterschaft (SGM) hat auch die Schweizerische Mannschaftsmeisterschaft (SMM) den Spielbetrieb aufgenommen. Nach dem Aufstieg in die erste Liga verpasste der Schachclub Rheintal den ersten Punktegewinn um Haaresbreite.

Hätte, wäre, könnte ... Ohne den Konjunktiv lassen sich die Gefühle und Gedanken der Rheintaler gar nicht beschreiben, die sie während und nach dem Wettkampf gegen St. Gallen II durchlebt haben. Hätte Enrique Lorita nach 14 Zügen den Sack zugemacht, dann wäre alles anders gekommen. Die Städter hätten grössere Risiken auf sich nehmen müssen, was den Gastgebern neue Chancen eröffnet hätte.

Keule nicht ausgepackt

Die Schlüsselpartie zwischen Enrique Lorita und Hansueli Baumgartner nahm folgenden Verlauf: 1. e4 c6 2. Sf3 d5 3. exd cxd 4. d4 Sc6 5. Sc3 Lg4 6. Lb5 e6 7. h3 Lh5 8. a3 Sf6 9. g4 Lg6 10. Se5 Tc8 11. h4 Se4 12. Lxc6+ bxc6 13. h5 Sxc3. Mit 14. Df3 hätte der Rheintaler nun alles klar machen können. Schwarz ist rettungslos verloren. Er sah die Keule, glaubte aber, es eile nicht mit dem Damenausfall und schlug nach 20minütigem Nachdenken auf c3 zurück. Das war ein fataler Fehler. Nach 14. ... f6 verpuffte der weisse Angriff und Enrique ging an seiner ungeschützten Königsstellung zugrunde. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Michail Gorbatschow muss ein Schachspieler sein.

Faden verloren

Nach diesem Tiefschlag sanken die Chancen der Rheintaler auf ein Minimum, zumal mehrere Stammkräfte fehlten. Als dann aber David Grüninger und Manfred Spiegel im direkten Königsangriff gegen höher eingestufte Gegner erfolgreich waren, blühten die Rheintaler Träume vom Punktegewinn noch einmal auf. Leider war das Aufbäumen von kurzer Dauer. Während Markus Christen am Spitzenbrett recht sicher remisierte und sich Robert Sandholzer in einer uneinnehmbaren Festung verschanzte, nahmen die Dinge an den Brettern vier, sechs und sieben den befürchteten Verlauf. Robert Mrsic und Rafael Ibanez verloren in ausgeglichenen Stellungen den Faden, und Urs Benninger manövrierte sich auf der Suche nach Gegenspiel in grässliche Zeitnot. Er schaffte zwar drei Züge in zwei Sekunden - die neuen Digitaluhren machen's möglich - aber das Endspiel war unhaltbar. Schade um die verpassten Chancen. Dem Schachclub Rheintal stehen harte Zeiten bevor.

Rheintal I - St. Gallen II 3:5

Markus Christen - Peter Klings ½:½, David Grüninger - Jürgen Schädler 1:0, Robert Sandholzer - Thomas Akermann ½:½, Robert Mrsic - Christian Salerno 0:1, Manfred Spiegel - Stephan Fessler 1:0, Rafael Ibanez - Günther Jenichen 0:1, Urs Benninger - Halit Rexhepi 0:1, Enrique Lorita - Hansueli Baumgartner 0:1

Herisau II - Rheintal II 3:3

Gilbert Jost ½, Stephan Marte ½, Wolfgang Hofmann 0, Marcel Schneider ½, Bruno Spälti 1, Kurt Kaufmann ½

Rheintal III - Kosova St. Gallen 2½:3½

Ismail Osmani 0, Pius Steiger ½, Gerd Fischer 0, Jürgen Draxl 1, Kurt Kengelbacher 0, Mario Milo 1


SMM 2-03: Papierform vergessen gemacht

Die zweite Runde der Schweizerischen Mannschaftsmeisterschaft endete mit einer faustdicken Überraschung. Obwohl Herrliberg von der Papierform her gesehen in eine andere "Gewichtsklasse" gehörte, musste es beide Mannschaftspunkte in Widnau zurücklassen.

Im Tennis heissen sie ATP-Punkte, beim Schach sind es die Elo-Punkte. Das von Professor Arpad Elo an der Universität Milwaukee ausgearbeitete System ermöglicht es, sämtliche Turnierspieler zu klassifizieren. Dr. Guy Jenny (1911 - 1982), der unvergessene Förderer und Gönner des Schachclubs Rheintal, stand dem Elo-System eher skeptisch gegenüber. Er konnte sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass eine Spielerpersönlichkeit mit all ihrer Kreativität, Erfahrung und Phantasie auf eine einzige Zahl reduziert werden sollte und hat dazu folgenden Reim verfasst:

Der Esel nährt sich von der Distel,
die Milbe nagt an einer Mistel.
Die Katze macht gern Jagd auf Mäuse,
der Affe pickt vom Fell die Läuse.
Das Rindvieh wird vom Grase satt,
vom Hung der Bär, so er in hat.
Der Süffel liebt den Alkohol,
bei Mücken ist's dem Laubfrosch wohl.
Der Schächler aber, wenn er weise,
frisst Elo-Punkte - tonnenweise!

Jenny's stiller Protest verhallte ungehört, heute hat sich das Elo-System auf der ganzen Welt durchgesetzt.

Rheintaler krasse Aussenseiter

Wäre es nach den Elo-Punkten gegangen, dann hätten die Rheintaler die Figuren ruhig im Schrank lassen können. Der Elo-Durchschnitt beider Mannschaften sprach Bände: Herrliberg 2117 Punkte, Rheintal 1973. Am grössten war die Diskrepanz am ersten Brett, wo Mirko Oertle dem Internationalen Meister Tamas Erdelyi gegenüber sass. Von einem Klassenunterschied war allerdings nichts zu spüren. Mirko heizte dem ungarischen Reisläufer tüchtig ein und brachte ihn an den Rand einer Niederlage. Leider rannte der Rheintaler unter Zeitdruck in eine Gabel, so dass Erdelyi doch noch zu einem standesgemässen Resultat kam.

Auch Urs Benninger sah sich mit einem Titelträger konfrontiert, wenn auch "nur" mit einem Grossmeister im Fernschach. Benninger hatte zwar einen Bauern verloren, doch das starke Läuferpaar sicherte ihm das Unentschieden. Auch an den Brettern vier und sieben gab es keinen Sieger, obwohl die Zürcher 95 beziehungsweise 191 Elo-Punkte mehr auf die Waage brachten als die Gastgeber.

Ende der Durststrecke

Bis zur vierten Spielrunde war der Ausgang des Wettkampfs völlig offen, doch dann fiel eine Bastion nach der anderen. Zuerst zwang Klaus Doskocil seinen Gegner in ein kritisches Schwerfiguren-Endspiel. Nach dem erzwungenen Abtausch aller Figuren war der schwarze Freibauer nicht mehr aufzuhalten. Wenig später liess sich auch Manfred Spiegel den ganzen Punkt gutschreiben. Er besass zwar eine Qualität für einen Bauern, bis zum Sieg wäre es aber noch ein steiniger Weg gewesen. Zum Erstaunen der umstehenden Kiebitze kürzte Paul Remensberger das Verfahren ab, indem er im 39. Zug die Zeitkontrolle überschritt. Der dritte, alles entscheidende Sieg ging auf das Konto von Robert Mrsic. Er schnürte die Stellung von Renato Frick Zug um Zug ein, bis der liechtensteinische Vorkämpfer schliesslich an Raummangel zu Grunde ging. Mit diesem Exploit ist für Robert eine lange Durststrecke zu Ende gegangen.

Rheintal I - Herrliberg I 4½:3½

Klaus Doskocil - Thomas Kuhn 1:0, Mirko Oertle - Tamas Erdelyi 0:1, David Grüninger - Hansjörg Illi 0:1, Markus Wittwer - Urs Schwarz ½:½, Robert Mrsic - Renato Frick 1:0, Manfred Spiegel - Paul Remensberger 1:0, Enrique Lorita - Arnold Torricelli ½:½, Urs Benninger - Ernst Eichhorn ½:½

Rheintal II - Toggenburg I 3:3

Wolfgang Hofmann 0, Stephan Marte ½, Gilbert Jost 1, Erwin Frei ½, Kurt Kaufmann 1, Marcel Schneider 0

Winterthur VI - Rheintal III 3:3

Günther Hüttig 1, Ismail Osmani 1, Pius Steiger 1, Mario Milo 0, Willi Zäch 0, Kurt Kengelbacher 0


SMM 3-03: Rheintaler schachmatt

In der 3. Runde der Schweizerischen Mannschaftsmeisterschaft musste sich der Schachclub Rheintal dem letztjährigen Gruppensieger Winterthur mit 5:3 Punkten beugen. Ein 4:4 hätte den gezeigten Leistungen eher entsprochen.

Vor acht Jahren hatten sie noch Seite an Seite gekämpft, nun sassen sie sich als Gegner gegenüber: David Grüninger und Michael Welsh. Wer aber erwartet hatte, dass sich die ehemaligen Vereinskameraden mit einem freundschaftlichen Remis aus der Affäre ziehen würden, sah sich getäuscht. Über lange Strecken waren sich beide Spieler ebenbürtig, doch dann verschaffte sich der "abtrünnige" Rheintaler einen Freibauern, der den Tag zu seinen Gunsten entschied. Leider ging auch Enrique Lorita, der bis anhin sehr positiv überrascht hatte, leer aus. Er spielte auf Gewinn und eroberte auch einen Bauern, allerdings um den Preis einer anfälligen Königsstellung. Klaus Zeiler schoss aus allen Rohren auf den schutzlosen König und nagelte ihn in der Brettmitte fest.

Kein Rheintaler Tag

Überaus unglücklich kämpfte auch Manfred Spiegel. Er hatte sich eben aus einer edrückten Stellung befreit, da verfing er sich in einer Springergabel und weg waren Turm und Brettpunkt. Am vierten Brett verlor Robert Sandholzer gegen Christoph Moggi in einer langwierigen und kämpferischen Auseinandersetzung. Moggi hatte eine Figur für drei Bauern geopfert. Roberts Versuche, die weisse Bauernwalze zu zerschlagen, schlugen fehl und in der letzten Minute vor der Zeitkontrolle schnappte die gegnerische Mattfalle zu.

Diesen vier Niederlagen standen leider nur zwei Siege der Rheintaler gegenüber. Rico Zanga zeigte herrliches Angriffsschach und liess Heinz Schoch alt aussehen. Nach einem kühnen Springeropfer auf e6 brach die schwarze Stellung auseinander wie ein Kartenhaus. Schon nach 20 Zügen schob Schoch zermürbt die Figuren zusammen. Am fünften Brett liess Robert Mrsic (Elo 1940) seinem bedeutend stärker eingestuften Kontrahenten Roman Freuler (2072) keine Chance. Er gewann die Qualität und drohte zudem, seinen Freibauern durchzuboxen. In dieser tristen Lage verkürzte Freuler das Verfahren, indem er seinem Kontrahenten die Hand zur Aufgabe reichte.

Am längsten bekriegten sich Klaus Doskocil und Stefan Zollinger am Spitzenbrett. Der Rheintaler hatte viel Material gewonnen, dafür aber die eigene Sicherheit vernachlässigt. In der Folge fand sein König kein Schlupfloch, um sich den schwarzen Schachgeboten zu entziehen - Remis durch Dauerschach.

Winterthur III - Rheintal I 5:3

Stefan Zollinger - Klaus Doskocil ½:½, Michael Welsh - David Grüninger 1:0, Heinz Schoch - Rico Zanga 0:1, Christoph Moggi - Robert Sandholzer 1:0, Roman Freuler - Robert Mrsic 0:1, Horst Zesiger - Manfred Spiegel 1:0, Hanspeter Ineichen - Urs Benninger ½:½, Klaus Zeiler - Enrique Lorita 1:0

Romanshorn I - Rheintal II 2:4

Wolfgang Hofmann 0, Erwin Frei ½, Gilbert Jost 1, Marcel Schneider ½, Kurt Kaufmann 1, Kamil Uzdilli 1

Rheintal III - Gonzen II 6:0

Gerd Fischer 1, Ismail Osmani 1, Jürgen Draxl 1, Pius Steiger 1, Kurt Kengelbacher 1, Willi Zäch 1


SMM 4-03: Klaus Doskocils Meisterstück

In der 4. Runde der Schweizerischen Mannschaftsmeisterschaft hat der Schachclub Rheintal einen wichtigen Schritt in Richtung Klassenerhalt getan. Wesentlichen Anteil am Erfolg hatte Klaus Doskocil, der den mehrfachen Schweizer Blitzmeister Vjekoslav Vulevic bezwang.

Klaus Doskocil (Elo 2199) liess sich weder von der hohen Rating-Zahl (Elo 2301) noch von der düsteren Mimik seines Kontrahenten beeindrucken und ging locker, aber konzentriert zu Werke. Als die Partie nicht den von Vulevic erhofften Verlauf nahm, versuchte er sich als Fallensteller. Doch er hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Die Falle klappte zwar zu, doch sass darin nicht der Rheintaler, sondern Vulevic selber. Wie heisst es doch so schön im Volksmund: Wer andern eine Grube gräbt, ... ist ein Totengräber. Mit einer Figur im Hintertreffen verlor Vjekoslav die Lust am Weiterspielen und schickte sich ins Unvermeidliche. Dieser frühe Sieg beflügelte die Mannschaftskameraden von Klaus Doskocil. Rico Zanga erteilte Rudolf Gautschi eine Lehrstunde in Sachen positionelle Spielführung. Mit jedem Zug verstärkte er den Druck auf die schwarze Stellung, bis Gautschi die Luft ausging.

Am siebten Brett geriet Mirko Oertle bereits nach etwa 15 Zügen in bedrohliche Zeitnot und hatte bis zum 40. Zug noch knapp zehn Minuten Bedenkzeit. Als die Klappe seiner Schachuhr fiel, reklamierte Herbert Bornand Sieg durch Zeitüberschreitung. Bei der Rekonstruktion der Partie stellte sich aber heraus, dass bereits 42 Züge gespielt worden waren. Bornand setzte sich zwar nochmals ans Brett, doch war seine Lage derart hoffnungslos, dass er wenig später die Hand zur Aufgabe reichte. In Sandholzer-Rupp und Mrsic-Risch wurden die Punkte geteilt, obwohl die beiden Vorarlberger Legionäre eine leichte Enttäuschung nicht verbergen konnten.

Matchpoint für Enrique Lorita

Der letzte und alles entscheidende Sieg ging auf das Konto von Enrique Lorita. Er überraschte seinen Gegner mit einer verblüffenden Kombination und eroberte eine Qualität. In der Folge musste er das Material zwar wieder preisgeben, doch war seine Stellung schon so überlegen, dass ihm der Sieg nicht mehr zu nehmen war. Zu den Verlierern des Tages gehörten die Namensvettern Markus Wittwer und Markus Christen. Beide hatten schwere Abwehrkämpfe mit den schwarzen Steinen zu bestehen. Leider liessen sie in der kritischen Phase die notwendige Präzision vermissen, so dass Davos noch etwas Resultatkosmetik betreiben konnte.

Rheintal I - Davos I 5:3

Markus Christen - Sandor Horvath 0:1, Enrique Lorita - Renato Bollhalder 1:0, Markus Wittwer - Stanislav Budisin 0:1, Klaus Doskocil - Vjekoslav Vulevic 1:0, Robert Sandholzer - Claudio Rupp ½:½, Rico Zanga - Rudolf Gautischi 1:0, Mirko Oertle - Herbert Bornand 1:0, Robert Mrsic - Paul Risch ½:½

Rheintal II - Chur I 2½:3½

Wolfgang Hofmann 0, Erwin Frei 0, Kamil Uzdilli 0, Marcel Schneider 1, Kurt Kaufmann ½, Stephan Marte 1

Rheintal III - Bodan IV 3½:2½

Gerd Fischer ½, Ismail Osmani 1, Jürgen Draxl ½, Pius Steiger ½, Kurt Kengelbacher 1, Willi Zäch 0


SMM 5-03: Schachclub Rheintal geriet unter die Räder

In der fünften Runde der Schweizerischen Mannschaftsmeisterschaft musste der Schachclub Rheintal eine empfindliche Niederlage gegen Tabellenführer Pfäffikon Zürich hinnehmen. Im Kampf um den Klassenerhalt könnte es noch eng werden.

Personalprobleme sind beim Schachclub Rheintal nichts neues. So prekär wie am letzten Samstag war die Situation aber bisher noch nie gewesen. Obwohl Teamchef Markus Wittwer alle Hebel in Bewegung setzte, brachte er nur eine Rumpfmannschaft zusammen. Das achte Brett blieb leer und der Punkt ging kampflos an den Gegner. Doch damit nicht genug. Von den ganz Grossen - Rico Zanga, Klaus Doskocil, Markus Christen, Robert Mrsic und Mirko Oertle - war kein einziger an Bord. Ohne dieses starke Quintett lässt sich in der ersten Liga keinen Blumentopf gewinnen.

Hitze und Frust

Das Wetter lud eher zum Bade denn zum Schachspiel, als die Akteure die Figuren zur letzten Meisterschaftsrunde vor der Sommerpause zurecht rückten. Auf den Stirnen der Spieler bildeten sich grosse Schweissperlen, zu denen sich auf Seiten der Rheintaler bald einmal einige Angstperlen gesellten. Nach Wertungspunkten waren die Zürcher den Rheintalern nämlich haushoch überlegen. Ganz so chancenlos wie es das Schlussresultat vermuten lässt, waren die Rheintaler aber keineswegs. Robert Sandholzer spielte eine phantastische Partie und drängte Benjamin Huss an den Rand einer Niederlage. Leider unterlief ihm ein böser Schnitzer, der ihn auf der Stelle Figur und Partie kostete. Benjamin Huss war sichtlich verlegen, als ihm Robert zum Sieg gratulierte.

Rheintaler schlecht belohnt

Urs Benninger und Markus Zoller, der eigentlich als Kanonenfutter vorgesehen, konnten mit den schwarzen Figuren etwas Vorteil erlangen. Bei beiden lag zeitweise mehr drin als das letztlich zustande gekommene Unentschieden. Berücksichtigt man jedoch die Elo-Differenzen (Gosch-Benninger 260 Punkte, Schärer-Zoller 158 Punkte) in beiden Partien, so dürfen sich die Rheintaler durchaus als moralische Sieger fühlen. Am Spitzenbrett bereitete Enrique Lorita seinem Kontrahenten etwelches Kopfzerbrechen. Leider leistete er sich in der entscheidenden Phase eine Ungenauigkeit, die Christian Mäder resolut ausnützte. Von der Spielstärke her gesehen, war die Begegnung Scheidegger-Grüninger am ausgeglichensten. In beidseitiger Zeitnot und bei hochkomplizierter Stellung zog Andreas Scheidegger die Notbremse, indem er ein einziges Wort aussprach: "Remis?" "Remis!" lautete die Antwort von David.

Am Ende setzte es für die Rheintaler eine klare und schmerzhafte Niederlage ab. In mehreren Partien hatten die (Ersatz-) Spieler des Schachclubs Rheintal vorteilhafte oder ausgeglichenen Stellungen, doch verweigerte Schachgöttin Caissa dem Aussenseiter das notwendige Quäntchen Glück, so dass am Ende nur drei halbe Punkte als zählbares Ergebnis herausschauten.

Pfäffikon Zürich - Rheintal I 6½:1½

Christian Mäder - Enrique Lorita 1:0, Bernhard Schärer - Markus Zoller ½:½, Patrik Hugentobler - Manfred Spiegel 1:0, Manfred Gosch - Urs Benninger ½:½, Benjamin Huss - Robert Sandholzer 1:0, Thomas Tscherrig - Markus Wittwer 1:0, Andreas Scheidegger - David Grüninger ½:½

Gonzen I - Rheintal II 3½:2½

Wolfgang Hofmann ½, Erwin Frei 0, Gilbert Jost 0, Marcel Schneider 1, Kurt Kaufmann 1, Stephan Marte 0

St. Gallen V - Rheintal III 3:3

Mario Milo 0, Kurt Kengelbacher 0, Gerd Fischer 1, Pius Steiger 1, Ismail Osmani 1, Jürgen Draxl 0


SMM 6-03: Stephan Marte nutzte seine Chance

Im fernen Oberengadin ist der Schachclub Rheintal um Haaresbreite an einem Sieg vorbei geschrammt. Wenn in der Schlussrunde nicht alle Stricke reissen, sollte aber auch das Unentschieden zum Klassenerhalt reichen.

Für den Schachclub Rheintal stand am Samstag einiges auf dem Spiel, denn noch war die Abstiegsgefahr nicht gebannt. Umso frustrierender war es für Mannschaftsleiter Markus Wittwer, als er eine Absage nach der anderen entgegen nehmen musste. Die stark geschwächte Truppe strotzte nicht gerade vor Selbstvertrauen, als sie den weiten Weg nach Samedan unter die Räder nahm. Offenbar hatten aber auch die Gastgeber grosse Personalprobleme, sonst hätten sie am letzten Brett nicht einen drittklassigen Spieler eingesetzt. Trotzdem bekundete Markus Zoller mit Clotin Toller grosse Mühe. Erst als er die Stellung öffnen und taktische Verwicklungen provozieren konnte, verlor Toller in Zeitnot den Faden und stellte einen Turm ein.

David gegen Goliath

Noch extremer waren die Spielstärkeverhältnisse am ersten Brett, allerdings mit umgekehrten Vorzeichen. Dort sass Ersatzmann Stephan Marte (Elo 1839) dem schachlichen Schwergewicht Günther Lawitsch (Elo 2290) gegenüber. Doch Stephan liess sich von der überwältigenden Wertungszahl seines Kontrahenten nicht einschüchtern und ging respektlos und kämpferisch ans Werk. Er gewann sogar einen Bauern, musste dann aber in eine von Lawitsch forcierte Zugswiederholung einwilligen, da er sonst in Nachteil geraten wäre.

Mattangriff drang nicht durch

Enrique Lorita hatte sich eine aussichtsreiche Position aufgebaut und auch bereits einen Bauern kassiert. Leider konnte er sein Temperament nicht zügeln und ging auf Abenteuer aus, ohne auf die eigene Königssicherheit zu achten. Sein Mattangriff schlug fehl und in Zeitnot büsste er eine Schwerfigur ein. Auch bei Markus Wittwer forderte die leidige Zeitnot ihren Tribut. Er konnte den weissen Druck zwar abwehren und seinen Mehrbauern behaupten, doch für die letzten 20 Züge standen ihm nur noch 30 Minuten Bedenkzeit zur Verfügung. Durch einen einzigen Fehlzug kippte die gut gespielte Partie und Markus ging mit fliegenden Fahnen unter.

Klaus Doskocil ohne Probleme

Der stärkste Spieler im Rheintaler Team, Klaus Doskocil, hatte Samuel Nogler fest im Würgegriff. Nachdem er sich ein positionelles Übergewicht verschafft hatte, leitete er taktische Verwicklungen ein, die zur Festnahme des schwarzen Monarchen führten.

David Grüninger konnte den Angriff von Reto Grass abwehren und selbst initiativ werden. Leider verpasste er es vor der Zeitkontrolle, den Druck zu verstärken und seinen Gegner mit einer minderwertigen Stellung zurückzulassen. Stattdessen kam es zum Generalabtausch, wonach David ums Remis kämpfen musste. An den Brettern drei und vier wurden die Punkte nach zähem Ringen ebenfalls geteilt. Die Mannschaftskollegen drängten zur Abfahrt. Schliesslich wollte man noch vor Mitternacht zu Hause eintreffen.

Engadin I - Rheintal I 4:4

Günther Lawitsch - Stephan Marte ½:½, Reinhard Lutz - Markus Wittwer 1:0, Andri Arquint - Manfred Spiegel ½:½, Thomas Brunold - Robert Sandholzer ½:½, Samuel Nogler - Klaus Doskocil 0:1, Reto Grass - David Grüninger ½:½, Felix Schwab - Enrique Lorita 1:0, Clotin Toller - Markus Zoller 0:1

Buchs II - Rheintal II 0,5:5,5

Wolfgang Hofmann ½, Günther Hüttig 1, Gilbert Jost 1, Marcel Schneider 1, Kurt Kaufmann 1, Kamil Uzdilli 1


SMM 7-03: Kantersieg zum Abschluss

Zwei Wochen nach der schweizerischen Gruppenmeisterschaft (SGM) ist auch die schweizerische Mannschaftsmeisterschaft (SMM) zu Ende gegangen. Für die Aufstiegsspiele haben sich Pfäffikon ZH und Winterthur III qualifiziert.

Obwohl der Schachclub Rheintal unter chronischem Personalmangel litt, hat er die erste Saison nach dem Wiederaufstieg in der ersten Liga heil überstanden. Offenbar sind die Rheintaler aber nicht die einzigen, die mit solchen Problemen konfrontiert wurden. So trat Zimmerberg nur mit sechs Mann zur Schlussrunde in Widnau an. Die letzten beiden Bretter blieben leer. Aber auch an den übrigen sechs Brettern brachte die Altherrenmannschaft aus Horgen kaum einen Fuss auf den Boden. Der Widerstand der Zürcher, die schon seit längerem als Absteiger feststanden, war schnell gebrochen.

Zimmerberg ohne Motivation

Robert Mrsic spielte mit Walter Weber Katz und Maus. Schon nach 20 Zügen war seine materielle Überlegenheit derart erdrückend, dass sich das Weiterspielen für Weber nicht mehr lohnte. Rico Zanga machte gegen Cedric Honegger viel Druck und entschied die farbige Partie durch ein überraschendes Springeropfer. Opfer sind dem Herrn wohlgefällig. Nach diesem Motto steckten auch David Grüninger und Klaus Doskocil je einen Läufer ins Geschäft. Das Opfer von David zahlte sich schon nach wenigen Zügen aus. Klaus hingegen musste sich noch bis zur fünften Spielstunde abmühen, ehe sein Sieg feststand.

Werner Eggenberger war es vorbehalten, den Ehrentreffer für seine Mannschaft zu erzielen. In einer sizilianischen Partie mit ungleichen Rochaden erlangte er starken Angriff auf den halboffenen h-Linie. Urs Benninger war überzeugt, alle kritischen Punkte genügend gesichert zu haben. Doch Eggenberger hatte einen Zug weiter gerechnet. Nach einem geschickten Fesselungsmanöver gab es für den schwarzen König keine Rettung mehr.

Erste Liga adieu

Schon nach wenigen Runden war abzusehen, dass sich Zimmerberg in der dünnen Höhenluft nicht würde halten können. Umso spannender und intensiver gestaltete sich der Kampf gegen den zweiten Abstiegsplatz. Für Davos ist es besonders bitter, Zimmerberg in die zweite Liga begleiten zu müssen. In der sechsten Runden gewannen die Bündner hoch gegen Gruppensieger Pfäffikon ZH und auch in der Schlussrunde knöpften sie St. Gallen II beide Punkte ab. Doch weil die vor ihnen liegenden Rheintal und Engadin ebenfalls gewannen, muss Davos trotzdem in den sauren Apfel beissen - notabene mit sechs Mannschaftspunkten aus sieben Runden.

Rheintal I - Zimmerberg I 1½ : 6½

Urs Benninger - Werner Eggenberger 0:1, Klaus Doskocil - Robert Schweizer 1:0, David Grüninger - Peter Tesar 1:0, Rico Zanga - Cedric Honegger 1:0, Markus Wittwer - Richard Johnson ½:½, Robert Mrsic - Walter Weber 1:0, Robert Sandholzer 1:0 f, Manfred Spiegel 1:0 f

Schlussrangliste

1.Pfäffikon10
2.Winterthur III9
3.Herrliberg8
4.Engadin7
5.St. Gallen II7
6.Rheintal7
7.Davos6
8.Zimmerberg2



SGM 1-03: Ein Auftakt nach Mass

Endlich sind sie vorbei, die öden Wochen ohne Mannschaftswettkämpfe. Mit einem ungefährdeten Sieg über Nimzowitsch Zürich legte der Schachclub Rheintal den Grundstein für eine erfolgreiche Saison in der zweithöchsten Liga der Schweizerischen Gruppenmeisterschaft.

Die Vereine haben die Karten neu gemischt, und auch der SCR ist auf der Suche nach Verstärkung fündig geworden. Zum ersten Mal war Rainer Bezler mit von der Partie. Der Lustenauer ist im Ländle eine ganz grosse Nummer. Leider verlief sein Debüt nicht nach Wunsch, musste er doch an der Limmat als einziger Rheintaler eine Niederlage hinnehmen. Er hatte sich eine aussichtsreiche Position aufgebaut, dafür allerdings auch viel Bedenkzeit verbraucht. Rainer schaffte es nicht mehr, die geforderten 40 Züge innerhalb von zwei Stunden auszuführen - Partieverlust durch Zeitüberschreitung!

Dieser einen Niederlage standen vier Siege der Rheintaler gegenüber. Markus Wittwer nutzte die Felderschwächen seines Gegners konsequent aus und entfesselte einen Angriff am Königsflügel, der nach kurzer Gegenwehr zum Erfolg führte. Auch Markus Christen attackierte aus der Eröffnung heraus die Stellung von Heinz Vifian, der mit einem unbedachten Zug seine Lage noch verschlechterte und einen Läufer einbüsste.

Am Spitzenbrett riss Guntram Gärtner die Initiative mit einem Qualitätsopfer an sich. Doch Agim Agushi verteidigte sich zäh und liess sich vom Internationalen Meister nicht überrumpeln. Die Nummer eins bei den Rheintalern musste sich noch gewaltig anstrengen, ehe der Punkt im Trockenen war. Der vierte Sieg ging auf das Konto von Sandro Schmid. Der Rheintaler konnte gegen den nach Wertungspunkten klar unterlegenen Zürcher (2242 gegenüber 2047 Elo-Punkten) vorerst nicht viel ausrichten. Mit ausgeglichenem Material gingen beide ins Endspiel, und erst hier erwiesen sich die aktiveren Figuren von Sandro als spielentscheidend.

Alle übrigen Partien endeten mehr oder weniger leistungsgerecht mit der Punkteteilung. So richtig schlecht stand eigentlich nur Robert Hauser. Er hatte zwei Bauern eingebüsst und seine Stellung sah aus wie ein lädierter Gartenzaun. Aber irgendwie gelang es Robert, den gröbsten Schaden zu reparieren und nach fünfeinhalb Stunden Spielzeit willigte sein Gegner ins Remis ein.

Nimzowitsch Zürich II - Rheintal I 2½ : 5½

Guntram Gärtner 1, Sandro Schmid 1, Rainer Bezler 0, Klaus Doskocil ½, Markus Christen 1, Robert Sandholzer ½, Markus Wittwer 1, Robert Hauser ½


SGM 2-03: Sandro Schmids Missgeschick

Der Wettkampf zwischen Rheintal I und Zürich-Wollishofen II wird allen Beteiligten noch lange in lebhafter Erinnerung bleiben. Nach einem verhängnisvollen Irrtum von Sandro Schmid hing der Mannschaftssieg an einem seidenen Faden.

Sandro Schmid hatte Patrick Eschmann nach allen Regeln der Kunst überspielt und wartete eigentlich nur noch auf die Kapitulation. Doch der Zürcher tat ihm den Gefallen nicht. Hatte er bemerkt, dass Sandro in der Hitze des Gefechtes einen Zug doppelt notiert hatte? In der irrigen Meinung, die Zeitkontrolle bereits hinter sich gebracht zu haben, liess der Rheintaler bei der Ausführung des 40. Zuges kostbare Minuten verstreichen. Darauf hatte Eschmann nur gewartet. Er beanstandete sofort die Zeitüberschreitung und liess sich den ganzen Punkt gutschreiben. Was für eine Tragödie bei gewonnener Stellung! Eine derart ärgerliche Niederlage tut weh. Da hilft keine Medizin und auch kein Beichtvater. Das Schachspiel kann unendlich viel Freude bereiten, es kann aber auch gemein und erbarmungslos sein.

Ausgleichende Gerechtigkeit

Am dritten Brett stand Andreas Guller mit dem Rücken zur Wand. Nicht nur, dass seine Stellung einen desolaten Eindruck machte, er war auch materiell im Hintertreffen. Doch dann wurde Bernhard Seybold zu leichtsinnig, um nicht zu sagen zu überheblich, und schon eilte ein Rheintaler Biobauer unaufhaltsam dem Umwandlungsfeld zu. Auch Robert Hauser konnte von einem Fehler seines Gegners profitieren. In einer remisverdächtigen Position gewann er die Qualität zurück und verwertete anschliessend seine Mehrbauern ohne Probleme. Nicht auf die Mithilfe seines Gegners angewiesen war Guntram Gärtner. Er hatte das Spitzenbrett jederzeit unter Kontrolle und liess Sebastian Nilsson im Turmendspiel keine Chance.

Remis verscherzt

An den Brettern vier, fünf und sechs wurde die Remisbreite nie überschritten. Markus Christen versuchte fünf Stunden lang, seinen Gegner einzuwickeln, musste sich letztlich aber doch mit der Punkteteilung zufrieden geben. Auch Enrique Lorita hätte einen halben Punkt redlich verdient gehabt. Leider wählte er im Endspiel einen falschen Plan und musste mit ansehen, wie ein weisser Bauer nach dem anderen von der Bildfläche verschwand.

Rheintal I - Zürich-Wollishofen II 4½ : 3½

Guntram Gärtner - Sebastian Nilsson 1:0, Sandro Schmid - Patrick Eschmann 0:1, Andreas Guller - Bernhard Seybold 1:0, Robert Mrsic - Fabio Degiacomi ½:½, Markus Christen - René Altenburger ½:½, Markus Wittwer - Marco Gähler ½:½, Robert Hauser - Clemens Suter 1:0, Enrique Lorita - Emanuel Wyler 0:1


SGM 3-03: Rheintaler Schachspieler geschröpft

In der dritten Runde der Schweizerischen Gruppenmeisterschaft (SGM) nahm Springer-Sihlfeld Revanche für die letztjährige Niederlage. Die Rheintaler Schachcracks befanden sich nicht in bester Verfassung und agierten weit unter ihren Möglichkeiten.

Am Spitzenbrett sah sich Robert Hauser mit Peter Dittmar konfrontiert. Der Zürcher steht mit der sehr hohen Wertungszahl von 2315 Elo-Punkten zu Buche, 340 Punkte höher als Hauser. Der Klassenunterschied machte sich bald einmal bemerkbar. Robert geriet stark unter Druck und in seiner Stellung herrschte ein Durcheinander wie auf einem Hühnerhof, auf dem der Hahn fehlt. Nicht viel besser erging es Rainer Bezler. Er besass eine gute Stellung, unterschätzte aber die weissen Möglichkeiten und ging mit fliegenden Fahnen unter. Als dann Klaus Doskocils Pferd nach einem Geländeritt nicht mehr in den heimischen Stall zurückfand, waren die Mannschaftspunkte in weite Ferne gerückt.

Immerhin gab es im Lager der Gastgeber auch einige Lichtblicke. Guntram Gärtner erstickte den Angriff von René Meier im Keime, knackte mit einem Bauernopfer die schwarze Rochadestellung und erhielt den Einsatz mit Zins und Zinseszinsen zurück. Die Mienen der Rheintaler hellten sich wieder etwas auf, als auch Markus Wittwer - wenn auch mit einer gehörigen Portion Glück - den ganzen Punkt holte. Mit zwei Bauern weniger kämpfte er ums Überleben, doch Hansjakob Emch hatte ein Einsehen und rannte in Zeitnot in eine Springergabel.

Nach der ersten Zeitkontrolle führten die Zürcher mit 2:3 Punkten. Um wenigstens einen Mannschaftspunkt zu retten, hätten Sandro Schmid und Robert Mrsic je ein Unentschieden und Robert Sandholzer sogar einen Sieg erringen müssen. Leider erfüllte nur Sandro Schmid das Soll. Er hielt ein Endspiel mit einem Minusbauern problemlos remis. Robert Sandholzer besass grossen Stellungsvorteil und dazu sogar eine Mehrfigur, doch fand sein König kein Versteck vor der zudringlichen weissen Dame - remis durch Dauerschach. Robert Mrsic wehrte sich noch lange, doch die schwarze Übermacht - Läufer und zwei Bauern gegen vier Bauern - war auf die Dauer nicht zu bremsen.

Rheintal I - Springer-Sihlfeld I 3:5

Robert Hauser - Peter Dittmar 0:1, Guntram Gärtner - René Meier 1:0, Klaus Doskocil - Hermann Koch 0:1, Sandro Schmid - Dominik Fehr ½:½, Rainer Bezler - Daniel Kuchen 0:1, Robert Mrsic - Otto Giordanengo 0:1, Robert Sandholzer - Hermann Singeisen ½:½, Markus Witter - Hansjakob Emch 1:0

Wil IV - Rheintal III 1:3

Gerd Fischer 1, Kurt Kaufmann 1, Mario Milo 0, Marco Fehr 1


SGM 4-03: Punktegewinn knapp verpasst

Nach der 4. SGM-Runde ist nicht zu sehen, wer Aarau noch vom Aufstieg in die 1. Bundesliga abhalten soll. Der Schachclub Rheintal muss seine Ambitionen nach der unglücklichen Niederlage gegen den Leader herunter schrauben.

Mit einem Sieg gegen die bisher ungeschlagenen Aargauer hofften die Rheintaler, die Tabellenspitze "einebnen" zu können. Bis zur vierten Spielstunde ging die Wettkampfstrategie auf, doch dann geriet Sand ins Getriebe. Enrique Lorita eröffnete das Score, indem er dem rund 200 Elo-Punkte "schwereren" Toni Preziuso ein bemerkenswertes Remis abrang. Dass Rico Zanga gegen den Internationalen Meister Heinz Wirthensohn unter die Räder kommen würde, damit hatte man rechnen müssen. Immerhin hatte der Chefredaktor der "Schachwoche" in seinen besten Zeiten dreimal den Schweizermeister-Titel erobert.

Die Führung der Gäste war jedoch nicht von langer Dauer. Guntram Gärtner bestrafte die ungenaue Eröffnungsbehandlung seines Kontrahenten mit einem frühen Bauerngewinn. Die Drohungen des Rheintalers waren derart vielfältig, dass Björn Backlund sie nicht mehr parieren konnte.

Am Spitzenbrett lieferten sich Sandro Schmid und Markus Regez eine wilde Opferpartie, in der beide Spieler grossen Kampfgeist bewiesen. Nach einem Turmeinschlag auf f7 schien es für den schwarzen König keine Rettung mehr zu geben. Doch Sandro hatte einen Zug weiter gerechnet. Nachdem sich der Pulverdampf verzogen hatte, hielt Regez kurz inne, um eine Volkszählung durchzuführen. Er kam zum Schluss, dass sich das Weiterspielen nicht mehr lohnte.

Gleichstand nach vier Stunden

Nach der vierten Spielstunde stand es 3:3 unentschieden. Im Lager der Rheintaler herrschte verhaltener Optimismus, den Klaus Doskocil befand sich mit Mehrbauer und Qualität auf der Siegerstrasse und Robert Sandholzer stand zumindest nicht schlechter. Doch dann kam es knüppeldick. Zuerst übersah Klaus einen perfiden Springerzug, der die ganze Partie auf den Kopf stellte. Er konnte das bittere Ende noch etwa 30 Züge hinausschieben, nicht aber abwenden. Ähnlich erging es Robert Sandholzer. In einem gleichwertigen Endspiel tauschte er die Türme im falschen Moment ab und geriet in eine tödliche Zugzwangstellung.

Rheintal I - Aarau I 3:5

Sandro Schmid - Markus Regez 1:0, Guntram Gärtner - Björn Backlund 1:0, Rico Zanga - IM Heinz Wirthensohn 0:1, Klaus Doskocil - Rolf Walti 0:1, David Grüninger - Carmi Haas 0:1, Robert Sandholzer - Martin Schmid 0:1, Enrique Lorita - Toni Preziuso ½:½, Robert Mrsic - Manish Mathur ½:½


SGM 5-03: Personalengpass mit Folgen

Von Zeit zu Zeit wird der Schachclub Rheintal von einem Virus namens Personalmangel heimgesucht. So schlimm wie vor der 5. Runde der schweizerischen Gruppenmeisterschaft hatte das Virus bisher aber noch nie gewütet.

Das Kader der ersten Mannschaft umfasst rund ein Dutzend Figurenkünstler. Je näher die 5. Meisterschaftsrunde aber rückte, desto mehr Absagen musste Teamchef Sandro Schmid entgegen nehmen. Ein kleines Negerlein nach dem anderen kam ihm abhanden, bis schliesslich nur noch vier übrig blieben. Die Mannschaft musste mit vier Ersatzleuten aufgestockt werden, doch auch hier herrschte akuter Mangel. Um wenigstens vollzählig antreten zu können, bot Schmid einen Schüler auf, der nicht einmal in der Wertungsliste erscheint. Roger Schönenbergers Aufgabe beschränkte sich darauf, einen Stuhl zu besetzen und ein paar Züge auszuführen, um eine Busse, die der Verband beim Leerlassen eines Brettes verhängt, zu vermeiden.

Es kam, wie es kommen musste. Von den vier Ersatzleuten gingen bis auf Hanspeter Weder, der ein beachtliches Remis gegen Christian Salerno schaffte, alle leer aus. Die Stammspieler erreichten immerhin ein ausgeglichenes Ergebnis. Rainer Bezler wurde zwar vom Chefarzt des Spitals Wil, Peter Bischoff, flach gelegt, dafür gelang Robert Mrsic das Kunststück, den internationalen Fernschachmeister Toni Thaler zu überspielen. In Klings-Wittwer und Potterat-Schmid wurden die Punkte brüderlich geteilt.

Wie weiter?

Nach Siegen in den ersten beiden Runden hatte man im Lager der Rheintaler berechtigte Hoffnungen gehegt, beim Aufstieg in die erste Bundesliga ein gewichtiges Wörtchen mitreden zu können. Inzwischen ist Ernüchterung eingekehrt. Das Saisonziel wurde nach unten revidiert und heisst nun schlicht: Klassenerhalt. Es stellt sich eine grundsätzliche Frage für die Zukunft: Sind die Kaderspieler bereit, sich so stark zu engagieren, wie es in der 2. Bundesliga nötig wäre? Sind sie gewillt, mehr Zeit und Energie für den Schachsport aufzuwenden und die Prioritäten entsprechend zu setzen? Ohne eine professionelle Einstellung ist es auf Dauer aussichtslos, im Konzert der Grossen mitzuspielen.

St. Gallen I - Rheintal I 5½ : 2½

Peter Bischoff - Rainer Bezler 1:0, Thomas Akermann - Roger Schönenberger 1:0, Peter Klings - Markus Wittwer ½:½, Marc Potterat - Sandro Schmid ½:½, Anton Thaler - Robert Mrsic 0:1, Martin Leutwyler - Enrique Lorita 1:0, Christian Salerno - Hanspeter Weder ½:½, Marcel Mannhart - Erwin Frei 1:0

Wetzikon III - Rheintal III 1:3

Kurt Kaufmann 1, Martin Trösch 1, Ruedi Götti 1, Lea Mattle 0


SGM 6-03: Abstiegsfrage bleibt offen

Eine Runde vor Schluss sind noch vier Mannschaften in den Abstiegskampf verwickelt. Im direkten Duell trennten sich die beiden Kellerkinder Bianco Nero Lugano und Rheintal I 4:4 unentschieden.

In Lugano sassen sich zwei fast gleich starke Mannschaften gegenüber - mit Betonung auf stark. Dass zwei so routinierte Mannschaften in den Abstiegskampf involviert sind, ist sehr ungewöhnlich. Aber bei nur sieben Runden ist eben alles möglich. Ein Personalengpass, ein Überlegungsfehler, und schon zieht der Pleitegeier seine Kreise. Immerhin besitzen die Rheintaler ein beruhigendes Polster von zwei Mannschafts- und zwei Brettpunkten auf das letztplatzierte Lugano, so dass die "Rheinholzer" relativ gelassen in die Schlussrunde gehen können.

Guntram Gärtners Desaster ...

Aus taktischen Gründen hatte Teamchef Sandro Schmid sein bestes Pferd im Stall, IM Guntram Gärtner, ans vierte Brett beordert. Leider ging die Rechnung nicht auf. Obwohl Gärtner 320 Punkte höher bewertet ist als sein Gegner, konnte er nicht den geringsten Vorteil heraus schinden. Aurelio Colmenares vermied jedes Risiko und igelte sich gekonnt ein. Im Bestreben, dem Unentschieden auszuweichen, überzog der Internationale Meister die Stellung und geriet erst noch in horrende Zeitnot. Die Sensation der Runde war perfekt.

... und Markus Wittwers Glanzleistung

Ein ähnlicher Husarenstreich wie Colmenares glückte Markus Wittwer (Elo 1961) gegen Nicola Ambrosini (2229). Mit einem Bauernopfer riss er die Initiative an sich, und schon wenige Züge später erhielt er das eingesetzte Material mit Zins und Zinseszinsen zurück. Wenn Markus einmal Blut gerochen hat, dann ist er nicht mehr zu bremsen.

Sandro Schmid machte schon aus der Eröffnung heraus viel Druck und drängte den schwarzen Läufer ins Abseits. Mit einer sehenswerten Springerwanderung über das halbe Brett durchbrach er die gegnerische Festung, und nach fünfeinhalb Stunden Spielzeit war auch dieser Punkt im Trockenen. Der dritte Sieg für die Gäste ging auf das Konto von Andreas Guller. Die Stellung war lange Zeit ausgeglichen, doch dann unterlief seinem Gegner ein grober Fehler, der ihn Qualität und Partie kostete.

Während Robert Mrsic und Robert Sandholer je ein Remis beisteuerten, gingen Klaus Doskocil und Enrique Lorita diesmal leer aus. Klaus hatte einen Bauern geopfert und eine aktive Stellung erlangt, sein Gegner wickelte jedoch geschickt in ein Turmendspiel ab und drückte den Mehrbauern durch. Enrique büsste schon in der Eröffnung einen Bauern ein und geriet massiv unter Druck. Nachdem ein taktischer Befreiungsversuch gescheitert war, liess sich die Niederlage nicht mehr aufhalten.

Bianco Nero Lugano I - Rheintal I 4:4

Fabrizio Patuzzo - Klaus Doskocil 1:0, Nicola Ambrosini - Markus Wittwer 0:1, Claudio Boschetti - Sandro Schmid 0:1, Aurelio Colemares - Guntram Gärtner 1:0, Antonio Lepori - Robert Mrsic ½:½, Andrea Caldelari - Robert Sandholzer ½:½, Gabriel Krüll - Andreas Guller 0:1, David Camponovo - Enrique Lorita 1:0

Rheintal II - Friesenberg I 5:0

Gerd Fischer, Kurt Kengelbacher, Mario Milo, Willi Zäch, Gerold Forster, alle 1:0


SGM 7-03: Springer-Zürich zwangsrelegiert

Die Schweizerische Gruppenmeisterschaft, 2. Bundesliga, ging am Samstag mit einem Eklat zu Ende. Springer-Sihlfeld wird wegen Unsportlichkeit in die erste Regionalliga verbannt.

Vor der letzten Meisterschaftsrunde waren Zürich-Nimzowitsch II und Lugano Bianco Nero akut vom Abstieg bedroht. Rein theoretisch hätte es aber auch noch Zürich-Wollishofen II oder Rheintal I treffen können. Welche Mannschaft aus diesem Quartett steigt nun ab? Die verblüffende Antwort lautet: keine! Der Zürcher Quartierverein Springer-Sihlfeld ist von der Turnierleitung wegen Verstosses gegen die Fairness zwangsrelegiert worden. Vor der Schlussrunde befanden sich die Zürcher auf dem sicheren dritten Zwischenrang. Sie hatten weder mit dem Gruppensieg noch mit dem Abstieg etwas zu schaffen und wollten sich daher die weite Reise ins Tessin ersparen. Dank dem Forfait-Sieg hätte Lugano die rote Laterne an Nimzowitsch II weiterreichen können. Nun muss Springer-Sihlfeld, trotz der 8:0-Niederlage auf Rang vier klassiert, den bitteren Gang in die Regionalliga antreten. Es ist anzunehmen, dass das letzte Wort in dieser Sache noch nicht gesprochen ist. Das Verbandsschiedsgericht steht vor einer kniffligen Aufgabe.

Teenager schlägt Routinier

Von all diesen Querelen ist der Schachclub Rheintal glücklicherweise nicht betroffen. Mit einem umkämpften Unentschieden gegen Wil I hat er sich endgültig aus der Gefahrenzone entfernt. Vollerfolge bei den Gastgebern feierten Rainer Bezler, Guntram Gärtner und Andreas Guller. Sie diktierten von Beginn weg das Geschehen und waren nie in Verlustgefahr. Markus Wittwer hatte den weissen König mit einem Springeropfer in der Brettmitte festgenagelt und stand ebenfalls vielversprechend. Leider wählte er nicht die richtige Fortsetzung, sodass sich Paul Risch wieder aufrappeln und den Materialvorteil verwerten konnte.

Held des Tages war für einmal aber kein Rheintaler. Damian Karrer, ein 14jähriger Bursche aus der Wiler Talentschmiede, machte dem erfahrenen Turnierspieler Robert Mrsic das Leben schwer. Der Schüler wehrte alle schwarzen Angriffe geschickt ab und machte seinerseits Druck auf dem Damenflügel. Nach gewonnener Schlacht wurde er von Freund und Feind gleichermassen beglückwünscht und selbst sein Opfer fand für das Greenhorn nur Worte des Lobes.

Rheintal I - Wil I 4 : 4

Enrique Lorita - Thomas Näf 0:1, Guntram Gärtner - Renato Frick 1:0, Markus Wittwer - Paul Risch 0:1, Rainer Bezler - Sladian Jowanovic 1:0, Robert Sandholzer - Peter Kobler ½:½, Klaus Doskocil - Martin Maux ½:½, Robert Mrsic - Damian Karrer 0:1, Andreas Guller - Raphael Sprenger 1:0

Schlussrangliste

1.Aarau12
2.St. Gallen8
3.Wil7
4.Springer-Sihlfeld7
5.Rheintal6
6.Nimzowitsch II6
7.Lugano5
8.Wollishofen II5


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